Zuckermolekül im Fokus der Forschung

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FAU-Forschende wollen Rolle der Sialinsäure als Regulator bei Entwicklungsprozessen und Krankheiten aufklären

Zuckerverbindungen aus der Gruppe der Glykane übernehmen bei vielen biologischen Prozessen in unserem Körper eine wichtige Aufgabe. Indem sie sich chemisch mit Eiweißen und Fetten verbinden und diese dadurch verändern, regulieren sie etwa die Reifung der Nieren, die richtige Vernetzung von Nervenbahnen im Gehirn oder die Funktion des Immunsystems. Eine DFG-Forschungsgruppe unter Beteiligung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) geht diesen biochemischen Abläufen auf den Grund und erhält dafür eine Anschlussförderung der DFG in Höhe von 4,6 Millionen Euro. Sprecherin ist PD Dr. Martina Mühlenhoff von der Medizinischen Hochschule Hannover, Vizesprecher Prof. Lars Nitschke vom Lehrstuhl Genetik an der FAU.

Im Fokus der Forschenden steht dabei die Gruppe der sogenannten Sialoglykane, die ein Zuckermolekül namens Sialinsäure tragen. Diese spielt eine bedeutende Rolle für viele Prozesse in der Immunabwehr und der Embryonalentwicklung.

Innerhalb der FAU arbeiten drei Gruppen an der Rolle von Sialinsäuren im Immunsystem. Die Gruppe von Prof. Nitschke konnte zeigen, dass antikörperproduzierende B-Zellen des Immunsystems nicht überleben können, wenn ihnen Sialinsäure fehlt. Die B-Zellen erhalten dann das Signal, in den programmierten Zelltod zu gehen und sterben ab. Die Gruppe von Prof. Falk Nimmerjahn und die Nachwuchsgruppe von Dr. Anja Werner, ebenfalls vom Lehrstuhl Genetik, untersuchen die Rolle von Sialinsäuren, die an Antikörper gebunden vorkommen. Für Antikörper der Klasse IgG konnte die Gruppe von Prof. Nimmerjahn zeigen, dass gekoppelte Sialinsäuren beeinflussen, ob diese Antikörper Entzündungsprozesse verstärken oder abschwächen. Das spielt eine wichtige Rolle in Autoimmunerkrankungen.

Mit modernsten Analysemethoden wollen die Forschungsteams aufdecken, welche unterschiedlichen Formen der Sialinsäure vorkommen und welche biochemischen Prozesse sie im Einzelnen regulieren. Die DFG-Forschungsgruppe bestehend aus Biochemikern, Genetikern, Immunologen und Strukturbiologen möchte mit Hilfe dieser neuen Erkenntnisse besser verstehen, wie Sialoglykane zu Entwicklungsstörungen, Schwangerschaftskomplikationen sowie zu autoimmun- und altersbedingten Entzündungserkrankungen beitragen.

Die Forschungsgruppe FOR2953 „Sialinsäure als Regulator in Entwicklung und Immunität“ wird bereits seit 2019 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Lars Nitschke, lars.nitschke@fau.de